Der Herbst ist da! Er bringt uns Smog…

Liebe Leser,

die Zeit verfliegt und gerade hier in China fällt uns dies noch extremer auf! Gerade erst sind wir zurück aus Deutschland gekommen, gerade erst hat die Schule wieder begonnen und doch ist Weihnachten nicht mehr weit!

Wir sind in unserer neuen Wohnung sehr gut angekommen und vieles scheint durch diesen Schritt einfacher und angenehmer geworden zu sein. Natürlich trauere ich immer noch unserem Ausblick hinterher, gerade weil ich jeden Tag unser Ex-Haus sehe, aber ansonsten trauere ich dort nichts hinterher. Die Community in unserem neuen Haus ist viel internationaler und zugegebenermaßen dadurch viel angenehmer. Die Wohnung ist vielleicht etwas kleiner, aber direkt über einem kleinen Spielplatz im Innenhof, so dass ich die Kinder auch von oben gut im Blick habe und hören kann. Unsere Wachmänner am Tor sind recht freundlich, was nicht Standard ist und sehr nerven kann, wenn man nicht weiß, was sie mal wieder von einem wollen und was man wieder falsch gemacht hat.

Mit der voranschreitenden Zeit weiß man nun aber auch was bald auf uns zu kommt. Der Winter soll wohl kurz vorm Einzug stehen. Bis jetzt waren die Temperaturen immer noch sehr angenehm und wir konnten viel Zeit draußen verbringen. Andererseits sucht uns seit der Golden Week vor zwei Wochen leider auch wieder kontinuierlicher Smog heim. Mal stärker, mal weniger stark, doch er beeinflusst natürlich auch die Freizeitgestaltung. Sport und Ausflüge müssen abgesagt werden. Das ist oft für die Kinder sehr schade und unverständlich, obwohl spielen zu Hause auch manchmal wunderschön sein kann.

Die freie Woche versuchten wir mit Tagesausflügen zu füllen, weil wir eine der scheinbar wenigen Familien waren, die hier geblieben sind. Abseits der Sehenswürdigkeiten ist Peking in dieser Woche fantastisch leer und ruhig, denn die Golden Week ist neben Chinese New Year, eine Woche, die genutzt wird, um Familie zu besuchen oder einfach wegzufahren. Leider vermieste Smog und sogar Regen etwas die Stimmung. Hiervon ließen wir uns nicht beeindrucken und unternahmen am Tag der Deutschen Einheit einen Ausflug zum Beijing World Park im Südwesten von Peking. Erst kürzlich hatte ich darüber gelesen und es stellte sich als kleiner Geheimtipp heraus. Nichts für den Perfektionisten, aber eine echt süße Sache und die Touristen freuten sich wie immer über uns als passendes Publikum für den Europa-Teil des Parkes. Der ganze Park ist den verschiedenen Erdteilen nachempfunden. Es gibt eine tierhaltungstechnisch etwas fragwürdige Elefanten- und Krokodilshow und eine sehr mühevoll inszeniert Welt-Show mit Gesängen, Tänzen und Akrobatik. Für die Kinder gibt es natürlich noch Fahrgeschäfte und viel Auslauf. Alles in allem ein sehr gelungener Tag für uns alle.

Am verregneten nächsten Tag machten wir uns dann auf zu unserem Ziel Chendge nördlich von Peking. Nach Chengde wollten wir, um die Sommerresidenz zu besuchen und für Hin- und Rückweg hatten wir uns noch ein paar sehenswerte Zwischenstopps ausgesucht.

Das Wetter war zur Golden Week leider nicht ganz auf unserer Seite. Wenn wir nicht mit Smog zu kämpfen hatten, dann mit Regen. Bis heute kann ich mich nicht entscheiden was besser ist! Nein, natürlich ist Regen besser, obwohl ich immer wieder betonen muss, dass es schön ist als Allwetter-Radfahrer hier fast immer ohne Regenausrüstung unterwegs sein zu können. Nur zu gut kann ich mich an die windigen, eisigen, nasskalten Fahrten in Deutschland erinnern.

Wie dem auch sei; auf der Hinfahrt hatten wir als Zwischenhalt den wunderschönen Mauerabschnitt Huanghuacheng Great Wall eingeplant. Huanghua bedeutet „gelbe Blume“ und im Sommer soll hier wohl alles voll davon sein. Niemals hätte ich mir träumen lassen, so ein atemberaubendes Stück Natur in der Nähe von Peking zu finden. Es war einfach fantastisch, auch, und gerade, weil so wenig Menschen da waren, aufgrund des Regens. Wie immer kämpften sich die Kinder durch, doch sie hatten Glück. Aufgrund der Witterungsbedingungen nahmen wir den kurzen Weg. Das besondere an diesem Mauerteil ist, dass es an einem See liegt und dieser irgendwann ein Stück verschlungen hat. Neben der Mauer, die sich wie eine Schlange die Berge hinauf und hinab schlängelt, sind es dort vor allem die saftig grünen Berge, die man bis weit in die Ferne sehen kann. Atemberaubend! Da die Gegend auch bekannt für seine Esskastanien ist, gönnten wir uns noch eine warme Tüte auf dem Rückweg. Überall rauchte es in der Gasse, da die Kastanien in großen Behältnissen zwischen heißen Steinen gerührt und stetig mit Wasser bedampft werden.

Völlig durchnässt ging es weiter in Richtung unseres Ziels Chendge. Wie immer, und obwohl zur Golden Week nicht ganz günstig, war unser Hotel eher campingmäßig ausgestattet, das Zimmer feuchtkalt, was gut zu unseren nassen Sachen passte. Abendessen gab es in einem Pseudo-Steak Haus. Lars konnte nicht fassen, dass er sein Steak mit Spaghetti essen sollte. Aber laut höchstschwangerer Bedienung führte kein Weg daran vorbei. Der Blick in den Frühstücksraum des Hotels am nächsten Morgen ließ nichts besseres verheißen und so verbrachten wir am Morgen erst einmal eine Stunde damit, uns ein Frühstück und vor allem einen gescheiten Kaffee zu versorgen. Dann ging es ab in die Sommerresidenz, dem sommerlichen Rückzugsort der Royals der Qing-Dynastie (1644-1911). Es handelt sich hierbei um eine riesige Parkanlage, die 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde. Ehrlicherweise muss ich aber erwähnen, dass man chinesische Parkanlagen eben überhaupt nicht mit unseren europäischen vergleichen kann (hoffentlich liest das kein Chinese;-). Der Park ähnelte mehr einem wilden Garten mit einigen Pagoden und Tempeln und die vermeintliche Ruhe wird, wie immer bei den Chinesen, durch (zumindest nicht hupende), aber doch rasende Elektrofahrzeuge gestört, die die Menschen so schnell wie möglich eine Runde durch die Anlage kutschieren, um deren obligatorisches Selfie vorm Tempel zu schießen und dann bloß schnell weiter. Geschafft von der langen Tageswanderung konnten wir unser Glück nicht fassen, als wir vor dem Park plötzlich vor einem gemütlichen Cafe standen, in dem wir uns mit leckerem Essen und dem besten Kaffee seit langer Zeit belohnen konnten!

Am nächsten Tag steuerten wir wieder Richtung „Heimat“. Hier machten wir an einer im April diesen Jahres eröffneten Aussichts-Glasplattform in Pinggu halt. Angeblich soll es die größte Plattform der Welt sein (trotzdem ist sie nun mal nicht am Grand Canyon). Man steht 800 Meter über der Erde auf einem leicht beweglichen Glasboden. Den Weg hinauf kann man in einer schweben oder wie wir zu Fuss erklimmen. Treppensteigen war angesagt. Wie immer wird aus allem Gold gemacht. Man muss Eintritt in den Naturpark bezahlen, für die Gondel natürlich und selbstverständlich um die Plattform betreten zu dürfen. Ganz schrecklich finde ich ja immer die nervtötenden Fahrgeschäfte überall, wo sich ein Tourist hin verlaufen könnte. So natürlich auch am Fuße des Berges. Der Deal mit den Kinder war dann eine Karussell-Fahrt für das Treppensteigen, aber schön finde ich es trotzdem nicht, die Natur so zu verschandeln. Den Chinesen gefällt es und wir haben gelernt damit mit zu leben und es zu akzeptieren. Leider war auch hier der Tag sehr trüb und die Sicht beschränkt. Ich habe es natürlich sportlich gesehen und mich des Treppenlaufes erfreut. Auch hier ein großes Lob an die Kinder, die die Treppen ohne Beschwerde fast hoch rannten!!! Mieke durfte sich derweil auf Papas Rücken entspannen.

Wieder in Peking angekommen erwartete Lars dann leider eine 7-Tage Arbeitswoche für die freien Tage unter der Woche. Für uns ein komisches System, für die Chinesen super, weil sie ja nur wenig Urlaub haben und so mal eine Woche am Stück wegfahren können. Die Familien sind ja oft nicht gleich um die Ecke. Nun herrscht wieder Alltag, nur der Smog ist uns geblieben….

Ein Gedanke zu “Der Herbst ist da! Er bringt uns Smog…

  1. Hallo Ihr Lieben,

    schön von euch zu lesen. Uns gehts gut, Ben schnupft etwas, aber es ist eben auch Herbst in Deutschland. Hier noch ein paar Fotos vom Sommer. Ben möchte wissen, wann Ihr wieder da seid 😉 Wie war der Schulstart? Alles ok? Ben geniesst es und ich hab den Eindruck es geht recht langsam los, über die Ferien haben die Kids aber auch viel vergessen.

    So dann wünsch ich Euch schönes trockenes Wetter. Ich bring erst mal die Kids ins Bett und wir können ja mal wider telefonieren. Liebe Grüße Jana

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