Und eh man sich versieht ist 2018…
Liebe Leserinnen und Leser,
als erstes möchte ich allen Interessierten unseres Blogs ein besonders schönes neues Jahr wünschen und hoffe, dass alle gut hinein gekommen sind. Neben vielen freudigen Ereignissen aus der deutschen Heimat, musste ich leider auch ein paar traurige Nachrichten mit hin und zurück nehmen, die einen bewusst werden lassen, wie wichtig es ist jeden Tag zu genießen oder zumindest jeden Tag irgendetwas Positives abzuverlangen. Es ist eben nicht alles immer Friede, Freude, Eierkuchen. Aber natürlich habe ich da leicht reden. Uns geht es hier schon recht gut und ich habe die Möglichkeit mich voll und ganz den Kindern zu widmen. Es kann leider auch schnell anders kommen. Gerade die sozialen Netzwerke zeigen einem oft nur die schönen Seiten des Lebens und man denkt dann meist, dass es allen anderen noch viel besser geht als einem selber. Ich glaube nicht, dass das immer so ist und möchte gern allen denen es gerade vielleicht nicht so gut geht, viel Kraft wünschen.
Es war ja nun das erste Mal nach einem Jahr für mich bzw. überhaupt das erste Mal für Keni nach Deutschland zu fliegen. Ich muss sagen, dass es mich fast etwas überfordert hat. Prinzipiell ist der Wandel hier in China wesentlich extremer und viel schneller. Es gibt ständig Neuerungen, die einen überrumpeln. Zum Beispiel haben wir nun ganz plötzlich erfahren, dass bei uns ums Eck bald eine ganze Reihe an Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants schließen werden. Natürlich ist es nicht so, dass man dann in Peking Hunger erleiden muss, aber für unser Viertel ist es wirklich ein großer Verlust. Und warum? Es heißt, dass viele der Geschäfte wohl keine Lizenz haben, bzw. die Gebäude nicht den neusten Brandvorschriften entsprechen. Im Gegensatz zu Deutschland, wird hier erst gemacht und dann gedacht und so muss manchmal erst etwas schlimmes passieren, damit etwas geändert wird und da es vor Weihnachten einen großen Brand mit Toten gab, ging es anschließend mit den Vorschriften wahnsinnig schnell. Wie schon oft vorher beobachtet, waren einige Restaurants und Geschäfte von einem auf den nächsten Tag verschwunden. Gruselig finde ich dabei auch jedes Mal, dass oft das Inventar noch halb im Geschäft gelassen wird und man denkt kurz, es gab einen Überfall.
Zurück nach Deutschland: da ist der Wandel dann doch nicht ganz so rasant, was wesentlich angenehmer ist. Man fühlt sich sofort wieder heimisch. Nur das Einkaufen hat mich doch etwas überfordert. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass es in Peking nichts gibt, aber selbst im Walmart (unser Favorit in und aus den USA) ist die Auswahl auch internationalen Produkten eher ernüchternd. Es ist immer wieder beeindruckend, wie unterschiedlich unsere Geschmäcker sind. Es gibt riesige Regale mit Nudeln, Reis, Fleisch, Tofu und auch viel Obst und Gemüse. Große Behältnisse mit Öl, getrocknetes Fleisch und Nüsse, doch die Backabteilung endet in Enttäuschung, Joghurt esse ich seit fast drei Jahren den gleichen, auch Müsli, Käse und Co. Diese Produkte gewinnen eben nicht an Beliebtheit und sind dazu noch völlig überteuert. Trotzdem gewöhnt man sich schnell wieder um. In Deutschland dagegen gab es viel neues auszuprobieren. Neue Sorten Joghurtdrinks, Milchmischgetränke, Müsliriegel, Gummibärchen…alles musste mit. Und so wurden aus vier Gepäckstücken auf dem Hinweg, schnell neun für den Rückweg. Die Zeit war, wie immer, zu kurz, trotzdem haben wir versucht so viel wie möglich davon mitzunehmen. Und wieder sind wir sehr dankbar, dass wir immer von Freunden, Bekannten und Verwandten so herzlich empfangen und verwöhnt werden. Dafür kann man nicht dankbar genug sein.
Wie auch schon letztes Jahr standen wir dieses Jahr wieder vor der Frage: Was machen wir? China oder Deutschland und obwohl wir uns nach wie vor bestimmte Gewohnheiten zurück wünschen, so gibt es auch hier einfach immer wieder neues zu entdecken und, was soll man anderes sagen, auch hier haben wir nun mal eine gewisse Routine erlangt. Nur eine Sache ist mir in letzter Zeit aufgefallen. Ich muss unbedingt mal wieder auf Entdeckungstour durch die Stadt gehen und vor allem Bilder machen. So vieles ist zur Gewohnheit gewöhnen. Fleisch, das neben der frisch gewaschenen Wäsche an einer Leine zum Trocknen hängt, die Kiosk-Besitzerin, die sich neben ihrem Stand in der Mittagssonne entspannt und schläft, hinter ihrem Stand hat sie ihre Wäsche aufgehangen, mittags startet sie ihren kleinen Gaskocher und zaubert sich ein Mittag. All das, wohlgemerkt, zur Zeit bei Minusgraden. Der kleine Junge, den ich oft sehe, der nur ein kleines Stück Gehsteig zum Spielen hat, weil dessen Eltern einen Mini-Gemüsestand an der Straße haben sowie die älteren Männer, die sich jeden Tag in der Mittagssonne in ihren Mao-Mänteln treffen, um Karten zu spielen. Den Rest des Tages fahren sie in der eisigen Kälte auf ihren uralten Lastenrädern herum und sammeln Schrott. Das sind nur einige Beispiele meiner Beobachtungen. Fotos mache ich davon meist nicht, obwohl ich mich oft ärgere, dass ich nie die Kamera dabei habe. Ich muss also entschuldigen, dass beim Lesen dieses Blogs viel Fantasie gefragt ist. Ich hoffe, dass ich, wenn es wärmer wird, wieder öfters Lust habe die Kamera zu zücken. Zumindest wenn wir bald wieder auf Reise gehen, werde ich sicherlich viel knipsen. In diesem Sinne greife ich schon mal vor und möchten allen einen guten Start ins Jahr des Hundes wünschen, das in nicht einmal vier Wochen beginnt!
Innere Mongolei – Natur pur
Liebe Leserinnen und Leser,
wie immer hält mit der „Golden Week“ ganz plötzlich der Herbst Einzug. Dies ist nach Monaten voll unbändiger Hitze meist ein riesiger Schock, den ich mittlerweile nur noch schwer verkrafte. Wettermäßig wird es hart für mich in Deutschland, denn ich genieße die Hitze des Pekinger Sommers. Aber wie gesagt, auch hier wird der Winter schneller da sein, als man denkt. Letzte Woche hat es sogar drei Tage am Stück geregnet. Sehr ungewöhnlich. Im Norden von Peking gab es direkt den ersten Schnee.
Bei uns hat sich alles soweit eingespielt. Keni wächst und gedeiht und freut sich über das ständige Programm mit ihren Geschwistern. Sie haben die Kleinste gern mit dabei und bauen sie dann bereits in ihre Spielideen mit ein. Schon am Morgen beginnt der heiße Kampf um die zwei Plätze links und rechts neben ihr, was Keni fast immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern lässt. Beim Wickeln wird mir alles gereicht was ich gerade brauche.
Auch wenn Peking meiner Meinung nach nicht unbedingt die kinderfreundlichste Stadt ist, die Chinesen sind es eigentlich schon. Ich glaube, da wird es uns in Deutschland anders gehen. Ich würde sagen, dass es leider viele Vorbehalte gegen Großfamilien gibt und es wird auch nicht verstanden, warum man viele Kinder haben möchte. Natürlich ist die Zukunft ungewiss und man weiß nie was kommt. Auch wenn es uns hier sehr gut geht, so weiß ich, dass die Kinder in Zukunft natürlich auf manches verzichten müssen. Trotzdem denke ich, dass es für unsere Kinder auf jeden Fall ein Mehrwert ist und hoffe, dass ihnen das später einmal im Leben zu Gute kommt. Wenn die Chinesen mich mit den Kindern sehen, staunen sie, zeigen Daumen hoch, fragen, ob es alles meine Kinder sind. Für sie bedeuten viele Kinder Reichtum und reich sind wir auf jeden Fall…an Kindern;-) Die Chinesen haben viel Respekt und Hochachtung für die Leistung, da die meisten es sich einfach nicht vorstellen können, dass man das alleine schaffen kann, denn sie sind fast nie allein mit ihren Kindern. Oma oder Kindermädchen sind immer zur Stelle. Dadurch dass ich viel mit allen Kindern und Fahrrad unterwegs bin, kennen uns auch schon einige Menschen in der Umgebung, feuern uns an oder fiebern mit, wenn Keni beim Vorbeifahren schreit, als würde man ihr sonst was antun.
So, jetzt war ich wieder völlig vom Thema abgekommen. Eigentlich wollte ich doch von unserem Kurztrip in die Innere Mongolei berichten. Anders als die Mongolei gehört die Innere Mongolei als autonome Region zu China und befindet sich westlich von Peking. Prinzipiell ist die Strecke, die zurückzulegen ist, so weit wie die von München nach Dresden. Leider braucht man fast das Doppelte an Zeit. Da wir hier nicht so viel mit dem Auto unterwegs sind (seitdem ich mit Hilfe meiner App Bus fahren kann, ist das meine neue Leidenschaft bei längeren Strecken, denn da können die Kinder aus dem Fenster schauen), wussten wir natürlich nicht, wie unsere Keni das mitmachen würde. Doch wir hatten Glück…mit allem eigentlich…
Gebucht hatten wir nur ein Hotel in Hohhot, der Hauptstadt der Inneren Mongolei. Alles andere musste, wie so oft bei uns, spontan klappen. Da wir allerdings tatsächlich etwas Bedenken hatten, versuchte ich vorher sogar eine geleitete Bustour für uns zu buchen. Nach langem hin und her, wollten sie uns allerdings mit so vielen kleinen Kindern nicht mitnehmen. Davon ließen wir uns aber nicht entmutigen und wagten das Abenteuer ohne Hilfe. Früh am Morgen starteten wir mit einem Auto voll Essen (ich glaube mehr als Klamotten), weil wir aus Erfahrung wissen, dass chinesische Raststätten nicht unbedingt unseren Geschmack treffen. Nicht einmal einen Kaffee bekommt man da! Das Gute daran wiederum ist, dass man sich lange Aufenthalte erspart. Mittags erreichten wir dann Hohhot, bezogen unser Hotel und machten uns kurz darauf auf, die Stadt zu erkunden. Ähnlich wie „Chinese New Year“, das den Frühling einläutet, gibt es mit der Golden Week einen plötzlichen Umbruch von Sommer zu Herbst und obwohl wir dies wussten, erwischte uns die Kälte in Hohhot eiskalt. In der Stadt gab es für uns nicht sehr viele Dinge zu erkunden und zum Glück war alles zu Fuss gut erreichbar. Neben einem Tempel, von denen wir aber mittlerweile auch schon so viele gesehen haben, dass sie uns nicht mehr recht vom Hocker reißen können, gab es vor allem einen interessanten muslimischen Einfluss zu bestaunen, der sich in Form von Moscheen und anderen prächtigen Bauten bemerkbar macht. Der Anteil von Mongolen in der Stadt beträgt unter 20%, also gar nicht so viel. Trotzdem sind alle Beschilderungen auf Chinesisch als auch Mongolisch. Man sieht einige Frauen mit Kopftüchern und Männer mit traditionellen Kappen. Das Zusammenspiel vom chinesischer und mongolischer Architektur ist auf jeden Fall beeindruckend, ansonsten fanden wir aber, dass die Stadt doch das typische Muster einer jeden chinesischen Stadt vertritt. Auch wenn sie es manchmal versuchen, so sind wir der Meinung, dass die meisten Chinesen auf die Schönheit ihrer Umgebung wenig Wert legen.
Am Abend fanden wir, dass wir genug gesehen hatten und freuten uns auf etwas Natur und damit die Wüste, die wir am nächsten Tag erkunden wollten. Wir ließen uns also eine Richtung geben, in die wir zu fahren hatten und verließen Hohhot am nächsten Morgen Richtung Westen. Die kahlen Berge neben der Straße waren interessant, obwohl sie ja auch leider eine Folge der „Verwüstung“ sind, die alles andere als gut ist. Das Land wird immer trockener und muss mit viel Arbeit und Geld aufgeforstet werden. An vielen Bergen sieht man Rohre verlaufen. Es wird bewässert, was das Zeug hält. Prinzipiell wird ja in China auch nicht gerade mit Wasser gespart. Die städtischen Parks werden mit Feuerwehrschläuchen bewässert. Da würde es bei uns in Deutschland einen riesigen Aufschrei geben.
Aber nun zum Naturwunder Wüste. Der Ort an den uns unser Navigationssystem führte, war eine augenscheinliche Grenze zur Wüste. Obwohl wir vorher schon durch recht karges Land gefahren waren, standen wir plötzlich vor einem grünen bewirtschafteten Feld. Große Bewässerungskonstrukte umgaben es und direkt dahinter lag die weite, hügelige Wüste. Sehr unwirklich schien dieses Bild. Die Kinder genossen diesen großen Sandkasten und rannten die Dünen hoch und runter. Irgendwann als die Kinder sich ausgetobt hatten, traten wir den Rückweg an. Doch so richtig zufrieden waren wir mit unserem Wüstenabenteuer noch nicht. Auf dem Rückweg entdeckten wir unweit der Straße Kamele, Quads und Menschen und so folgten wir einem braunen Schild, denn auch wenn man nichts lesen kann, so haben wir gelernt, dass diese Schilder Sehenswürdigkeiten anzeigen. Das klappt zwar nicht immer, diesmal schon. Plötzlich standen wir auf einem riesigen Parkplatz mit vielen Menschen. Vor uns lag eine riesige Wüsten-Erlebniswelt. Es erinnerte mich an den Film Mad Max, den ich zwar noch nie wirklich bewusst gesehen habe, der aber so polarisierend ist, dass man ihn doch irgendwie kennt. Es war auf jeden Fall eine eigene kleine Welt inmitten der Wüste geschaffen worden mit Hotelresorts, Sandrutschen, Kamelreiten, Wüstenfahrzeugen fahren und, und, und…Beeindruckend was die Chinesen auf die Beine stellen können. Natürlich hat das alles auch seinen Preis. Nur die Fahrt mit dem Sessellift vom Festland zur Wüste kam schon ein kleines Vermögen. Trotzdem war es ein schöner Abschluss des Tages und die Erinnerung verfolgte uns/mich in Form von Massen an feinstem Sand bis nach Hause…
Am nächsten Tag wartete dann schon das nächste Abenteuer auf uns, die Grasslands. Dazu fuhren wir von der Hauptstadt Richtung Norden. Auch hier wussten wir eigentlich nicht wirklich was uns erwarten würde. Viel Wind und Kälte schon mal. Die Sommer hier sind recht kurz und dann geht es schnell bergab mit den Temperaturen. Und so war auch leider das Gras nicht mehr grün und saftig, wie man es vom Namen her erwarten würde. Als wir in das hügelige, freie, weite Land einfuhren, waren wir überrascht, wie touristisch es da mittlerweile ist. Man konnte zwar erkennen, dass das noch nicht lang so ist, aber wie vieles hier in China, geht es dann oft recht schnell, wenn der Profit stimmt. Es gibt viele neue Anlagen mit zahlreichen Jurten, die meist auch nicht mehr aus Stoff sind, sondern aus Stein mit oder ohne Heizung, mit Bad, Strom und Flachbildschirm. Es gibt Pferde, Quads, Kutschen und mongolische Shows. Massenweise Busse karren die Menschen hin und her. Die Chinesen, die bis vor einigen Jahren überhaupt kein Interesse an ihrem Land hatten, entdecken dessen Schönheit außerhalb der großen Städte. Ein positiver Wandel auf jeden Fall. Wir ließen uns bei eisigem Wind eine Jurte aus Stoff zeigen. Drinnen ein paar Teppiche ausgelegt und es zog durch jeden Schlitz. Lars, wie immer positiv gestimmt, wollte schon fast zusagen, doch ich lenkte ein. Das wäre nicht gegangen und wir hätten am Ende im Auto übernachtet. Die Leute waren so freundlich, aber wir mussten sie enttäuschen. Wir fuhren also weiter. Links und rechts Jurten über Jurten. Dann fuhren wir auf einen kleineren Hof zu, der uns wesentlich sympathischer erschien. Da galoppierten die Pferde umher und es sah nett aus. Die Familie freute sich, denn am Ende stellte sich heraus, dass wir die einzigen Gäste und vermutlich auch letzten Gäste für dieses Jahr waren. Spätestens abends wussten wir warum. Die Jurte war aus Stein, aber ohne Heizung und so behielten wir auch nachts unsere Jacken an. Wir schliefen alle aneinander gekuschelt in zwei zusammengeschobenen Betten. Die Gastgeberin brachte uns aber auch noch extra Federbetten. Essen bestellten wir direkt in der Küche der Familie, allerdings nur mit Hilfe eines chinesischen Kollegen per Telefon. Die warme Nudelsuppe wärmte die Kinder vorm Schlafen nochmal etwas auf. In der Nacht war es, Dank der vielen Decken, dann tatsächlich gar nicht kalt. Nur früh wollten wir nicht raus. Von unserem Fenster aus sahen wir bereits die Pferde auf der Koppel und so ging es gleich nochmal, wie am Abend vorher, auf einen kleinen Ausritt. Nichts für schwache Po-Muskeln. Danach stand noch eine Runde Quad fahren auf dem Programm und schon waren wir wieder on the road to Beijing. Alles in allem ein gelungener Ausflug, der uns in schöner Erinnerung bleiben wird.
Aus 5 mach 6…
…eigentlich ja sogar 7, Cookie mit eingerechnet;-)
Nach etwas über zwei Jahren in Peking sind wir seit dem 11. Juli 2017 nun um ein Familienmitglied reicher. Unsere Keni 可妮 (ein Name bestehend aus zwei chinesischen Zeichen: das erste steht für „süß“ und das zweite für „Mädchen“) hat sich aufgemacht uns mit ihrer kleinen, manchmal auch etwas lautstarken Anwesenheit zu verzücken. Ein Mädchen aus Linus seiner Klasse heißt Keni und ich hab ihre Mama gefragt, ob sie einverstanden wäre, wenn unser Baby ihren Namen bekommt. Das hat vor allem die Mama sehr gefreut. Als sie mir dann noch erklärte, was der Name in chinesischen Schriftzeichen bedeutet, war die Entscheidung gefallen!
Geboren ist Keni in einer internationalen Klinik in Peking, unter Aufsicht einer amerikanischen Ärztin und vielen Chinesen…wie immer VIELE!!! Keine Ahnung wer die alle waren. Man muss schon froh sein, wenn man sich nicht in irgendwelchen sozialen Netzwerken wieder findet. Selbst im Krankenhaus bingt und klingelt das Handy jeder Krankenschwester pausenlos. Schon als ich wegen meiner Eiseninfusionen regelmäßig hin musste, war ich froh, wenn sich die Krankenschwester ohne Handypause mal kurz nur auf die Infusion konzentrierte. Mittlerweile hat man sich ja daran gewöhnt und auch ich glotze auch ständig auf das Ding. Man braucht eigentlich auch nichts anderes mehr in der Handtasche. Auch bezahlen am winzigsten Obststand ist kein Problem mehr. Zurück zum Thema: Ich hatte mir ja echt einiges einreden lassen. „Die Klinik sei wie ein Hotel, die Behandlung ist super….“ Also ich weiß nicht, ob ich woanders gelandet bin oder ob ich wie immer zu hohe Ansprüche hatte…Geburt ist Geburt auch wenn es im Krankenhaus aussieht wie im 5-Sterne Hotel. Vor allem Lars bin ich wie immer sehr dankbar, dass er das nun zum vierten Mal mitgemacht hat.
Auf jeden Fall versuche ich mich auf das Endergebnis zu konzentrieren. Wir haben ein viertes gesundes Kind und noch dazu mit roten Haaren…ganz der Papa!
Wie schon in meinem letzten Blog über Schwangerschaft, kann ich nun auch bestätigen, dass nicht nur die Schwangerschaft, sondern auch die Geburt und was folgt hier definitiv anders ist als in Deutschland. Als wir ins Krankenhaus kamen, durfte ich mich entscheiden, ob ich die chinesische Art oder die westliche bevorzuge. Etwas verwundert fragte ich nach dem Unterschied. Es ist hier tatsächlich noch so, dass das Baby direkt nach der Geburt der Mutter weggenommen wird, um der Mutter die nötige Ruhe zu gönnen. Übrigens bekommt jedes Baby aus Sicherheitsgründen auch erstmal eine „elektronische Fußfessel“ um. Wie es dann weitergeht und wann das Kind dann das erste mal bei der Mutter landet, weiß ich nicht. Für mich käme so etwas nie in Frage und ich fand es schon schlimm genug, dass die Krankenschwestern ewig nicht aus dem Zimmer gingen und immer wieder etwas wollten.
Weil wir gerade beim Thema sind: ich kann mal wieder von einem Trend berichten, den ein paar geschäftige Chinesen ins Leben gerufen haben. Eigentlich sind sie ja ziemlich stolz auf ihr Land, andererseits spielt Geld eine nicht unwesentliche Rolle. Es wird also viel dafür getan, dass der Nachwuchs möglichst aus der Masse heraus sticht. Ein neuer Weg um dies zu erreichen, sind Agenturen mit denen man für viel Geld schwanger in die USA geflogen wird, dort mit vielen weiteren Schwangeren in Wohnanlagen untergebracht und einen Monat nachdem das Baby auf der Welt ist, fliegt man wieder zurück nach China. Warum das Ganze? Nun ja, der neue Erdenbürger soll Amerikaner werden, weil man sich davon bessere Bildungschancen erhofft. Der Nachteil: diese Kinder können nicht durch das öffentiche chinesische Gesundheitssystem versorgt werden, sondern müssen immer privat versichert sein und sie können auch keine öffentliche chinesische Schule besuchen, sondern nur die teuren internationalen Schulen. Fazit: solange man genug Geld hat, ist das alles kein Problem, aber kurzsichtig gedacht ist es schon.
Wir müssen uns nun wieder einmal neu organisieren. Das Fahrrad ist halbwegs „babytauglich“ gemacht, die Ferien sind vorbei und seit einer Woche sind wir wieder „on the road!“ Ich hatte in den letzten Wochen wirklich etwas Panik bekommen und wusste nicht, ob und wie das alles funktionieren würde. Um so glücklicher bin ich, dass es funktioniert. Sicherlich mal schlechter, mal besser… Schule, Kindergarten, Cookie, stillen immer und überall, Freizeitstress. Die Kinder waren drei Wochen allein in Deutschland und genossen das Paradies auf Erden. Gute deutsche Bäckerbrötchen, unbeschwert draußen herumtoben, Ausflüge…alles was man so vermisst. Wir haben ihnen das sehr gegönnt und sind allen wahnsinnig dankbar, dass sie ihnen dies ermöglicht haben. Trotzdem konnte ich erst wieder glücklich sein, als die Kinder wieder bei uns waren. Genießen konnte ich die Zeit leider wirklich nicht. Ohne alle Kinder ist alles nur halb so schön. Auch Keni scheint keine Probleme damit zu haben, dass nun fast den ganzen Tag Programm ist. Ganz deutlich ist mir diesmal auch aufgefallen, wie wichtig und wohltuend die Deutsche Community hier ist. Wenn man die acht Wochen Sommerferien komplett hier ist, ist man quasi allein unter Chinesen und da ich der Sprache immer noch nicht mächtig bin, ist man recht einsam. Jetzt sind alle wieder da. Man kennt sich, grüßt sich, redet kurz oder lang, interessiert sich füreinander. Alle sitzen im selben Boot! Eine sehr wertvolle Erfahrung. Lars hat übrigens die drei Wochen Ruhe etwas mehr genossen, aber er arbeitet ja auch. Ruhe haben wir hier in China ansonsten wirklich nicht. Ich frage mich, neben all den Diskussionen und Gedanken die wir uns wegen dem Smog machen, ob nicht auch die andauernde Lautstärke, die pausenlose Huperei etwas mit einem Baby machen können oder ob es dadurch einfach stressresistenter wird? Jeder Spaziergang ist anstrengend für alle Beteiligten, denn Rücksicht oder Achtsamkeit sind nicht gerade chinesische Stärken. Mit dem Kinderwagen unterwegs zu sein ist schon meist eine Herausforderung. Denn wenn nicht völlig wild gepflanzte Bäume oder quer über den Gehweg geparkte Fahrzeuge uns den Weg versperren, dann sind es die tausenden Leihfahrräder die seit ungefähr Anfang des Jahres die Gehwege, Straßenränder, einfach jeden Meter säumen. Egal wo man hinschaut, man sieht immer eines. Das System ist einfach. Man meldet sich mit dem Telefon innerhalb kurzer Zeit an, scannt einen Code der sich am Rad befindet, das Schloss öffnet sich und los geht es. Es kostet fast nichts und man stellt das Fahrrad ab wo man möchte. Vor allem darin sind die Chinesen besonders gut. Man kommt kaum noch zur U-Bahn Station, weil natürlich direkt bis zur Rolltreppe gefahren wird. Mit den Kindern ist es für mich natürlich noch ein Stück nervenaufreibender, weil wir oft auf die Straße ausweichen müssen. Aber auch daran werden wir uns gewöhnen.
Nun hat erstmal der fast ganz normale Alltag für uns begonnen (so ganz langweilig ist es ja nie sobald man vor die Tür tritt). Linus besucht nun schon die 3. Klasse, Gwen die Vorschule an der Schule und für Mieke haben wir entschieden, dass sie nun auch etwas mehr Deutsch hören soll. Sie hat Gwen`s Platz in ihrer „alten“ Gruppe übernommen und ist nun ein Buskind. Der Abschied von Mieke`s altem Kindergarten fiel mir natürlich schwerer als ihr, denn nach fast zwei Jahren hatte ich mich doch sehr an das chinesische System gewöhnt. Der Freiraum und einfach mal spielen zu können, wird ihr im Deutschen Kindergarten sicherlich gefallen…und dass sie die Erzieher und Kinder immer versteht! Mal schauen wie es weitergeht…
Schwanger in Beijing
Liebe Leserinnen und Leser,
wie fast alles hier, ist natürlich auch schwanger sein etwas anders. Ich kann mich mehr als glücklich schätzen, dass meine Schwangerschaften immer recht unkompliziert waren und diese bisher ebenso, denn Lars war nicht so recht von meinem Wunsch überzeugt, in China noch ein Kind zu bekommen. Andererseits kann ich behaupten, dass uns die zwei Jahre in diesem verrückten Land extrem flexibel gemacht haben und man schneller Dinge tut, die man in Deutschland wesentlich stärker und länger durchdacht hätte. Obwohl mir in dieser Hinsicht die Chinesen sympatischer sind. Als wir unsere Hündin neu hatten, musste ich mich natürlich erst einmal sehr belesen und informieren. Es gibt immer ein erstes Mal und dies ist nun mal für uns alle der erste Hund. In deutschsprachigen Foren war ich immer sehr geschockt über die Boshaftigkeit einiger Mitmenschen. „Wenn man keine Ahnung hat, sollte man sich keinen Hund zulegen!“ oder “ Kannst Du Dich nicht vorher informieren, bevor du Dir ein Tier ins Haus holst!“ Diese permanente Vorwurfs-Kultur und dass man für alles in Deutschland am besten erst einmal ein Diplom benötigt, ist etwas was ich hier null vermisse. In einem Land und einer Stadt wie dieser, in der die Ausländer ein bisschen näher zusammenrutschen, ist man da besser bedient. Es gibt Gruppen, denen man sich als Hundebesitzer anschließen kann und wenn man eine Frage hat wird einem garantiert geholfen. Und ich kann mit Frede sagen, dass wir es, trotz aller anfänglicher Schwierigkeiten absolut nicht bereuen Cookie adoptiert zu haben. Sie ist eine großartige Bereicherung für die gesamte Familie und wir lieben sie alle sehr. Natürlich hat sie es vor lauter Liebe auch nicht immer ganz leicht, aber insgesamt denke ich, dass sie recht zufrieden ist 😉
So, aber eigentlich wollte ich doch über das Schwanger sein in Peking berichten! Natürlich muss ich als erstes erwähnen, dass meine Beobachtungen sicherlich nicht allgemein gültig sind und ich außerdem das große Glück habe auch diesmal eine bisher extremst unkomplizierte Schwangerschaft zu durchlaufen, in der ich auch noch drei Wochen vor Termin immer noch fit und aktiv durch die Gegend spaziere und radle und mich auch bei fast täglich 37°C nicht viel anders fühle als jede nicht schwangere Frau. Über die Versorgung kann man sich in einer Stadt wie Peking auch nicht beschweren. Es gibt einige internationale Kliniken und viele ausländische Ärzte die sich vor allem um das Wohlbefinden der Expats bemühen und dabei auch nicht ganz schlecht verdienen. Ohne eine gute Krankenversicherung kann man hier mal wieder schon an der Versorgung des Ungeborenen scheitern, denn die Rechnungen die ich nach meinen zum Glück recht wenigen Krankenhaus-Terminen unterschreibe sind kostenmäßig für einen Laien nicht nachvollziehbar. Kein Wunder, dass die Chinesen Probleme haben Ihre neue Zwei-Kind-Politik durchzusetzen. In der Nähe unserer Wohnung gibt es auch eine chinesische Geburtsklinik. Hier bilden sich jeden Morgen schon sehr früh hunderte Meter lange Autoschlangen und die armen Schwangeren sitzen wohl angeblich teilweise den ganzen Tag um einen Arzt zu sehen. Dies ist in der Privatklinik die ich besuche ganz und gar nicht so. Jede Krankenschwester spricht gutes Englisch und es gibt Personal zu genüge. Chinesisch chaotisch geht es trotzdem manchmal zu und dass ich es oft auch sehr eilig habe, wenn ich anschließend zur Schule muss, stört dort keinen. Erst seitdem ich mir angewöhnt habe gleich zu Beginn der Behandlung eine Zeit zu nennen, zu der ich spätestens weg muss, geht auch mal alles ganz schnell. Zu meinen Beobachtungen beim Warten gehören unter anderem Schwangere die ab und zu in Rollstühlen eingefahren werden, obwohl man das Bäuchlein erst erahnen kann. Der Ehemann hält ihre Hand und reicht Wasser, während Vater und Mutter versuchen alles nötige zu klären. In der Küche werden Nickerchen abgehalten und das Handy aufgeladen. Es ist immer Stimmung im Laden. Noch extremer wird es, wenn bereits ein erstes Kind existiert, denn dann muss auch noch das Kindermädchen mit. Alles in allem kann man sagen, 20% Schwangere und 80% Angehörige. Aber wie soll es auch anders gehen? Ich habe das Gefühl, dass die nächste Generation in China (in den großen Städten) allein nicht überlebensfähig sein wird. Selbstständigkeit wird völlig abgeschafft und das letzte bisschen Sozialverhalten wird komplett verloren gehen, wenn das einige Kind alles bekommt und nicht lernt auch mal Rücksicht auf andere zu nehmen. Neben der nicht von der Hand zu weisenden Armut gibt es in dieser Stadt Reichtum den ich noch nie erlebt habe. In einem Gespräch mit einer außergewöhnlich aufgeschlossenen Krankenschwester erfuhr ich von zwei entstehenden Trends unter den Reichen. In China gibt es keine Hebammen. Hier werden Probleme innerhalb der Familie geklärt. Nun entsteht allerdings ein neuer Beruf. Eine Art Hebamme/Kinderkrankenschwester, die sich mindestens im ersten Monat 24 Stunden vorrangig um das Neugeborene kümmert. Ich rede hier allerdings nicht von einer Person die unterstützend sowie mit Tipps und Tricks wirkt, sondern eine Person die der Mutter komplett das Muttersein abnimmt. Diesen Trend sehe ich mit großer Sorge und auch die Krankenschwester meinte, dass den Frauen der Sinn des Mutterdaseins verloren geht. Sie sehen es als Notwendigkeit Kinder zu gebären, sind aber froh, wenn sie eigentlich nichts mit allem was folgt zu tun haben müssen. Hausangestellte tragen und versorgen die Babys und die Mütter laufen aufgestylt mit dem Telefon in der Hand hinterher. Ein Bild, das man leider öfters sieht. Natürlich muss ich auch zugeben, dass wir hier am Park in einer Gegend leben, in der vorrangig Ausländer und wohlhabende Chinesen residieren. Ich habe ja auch schon über das andere Extrem berichtet. Kinder die auf dem Markt zwischen den Einkaufsständen aufwachsen, in einem Container neben dem überwachten Fahrradparkplatz oder an öffentlichen Toilettenanlagen und das sind sicherlich noch wenige Beispiele. Der andere Trend von dem die Krankenschwester mir noch berichtete und der meine Vorahnung nach Betrachtung eines Prospekts bestätigte, ist die Einmietung in eine Art Mutter-Baby Hotel nach der Geburt für umgerechnet mehrere tausend Euro im Monat. Es handelt sich hierbei um einen Ort, an dem die frisch gebackene Mutter sowie das Baby 24 Stunden rundum versorgt werden. Während die Mutter also das Spa-Angebot nutzen kann und auch gern durch die ein oder andere Straffung wieder flott gemacht wird, genießt das Baby 100 %-ige Aufmerksamkeit von einer Schar an Personal. Aber was will man machen, andere Länder, andere Sitten und vielleicht setzt ja auch hier nach einer Weile wieder ein anderes Bewusstsein ein. Es wäre zu wünschen…
http://www.tagesschau.de/ausland/china-sandstorm-101.html
Camping Deluxe an der Westküste der USA
Liebe Verfolgerinnen und Verfolger,
da der Bericht über unseren Urlaub in den USA doch recht lang geworden ist, habe ich ihn in Kapitel unterteilt. Ich hoffe, dass es so nicht zu langweilig ist, aber dieser Trip war mich für etwas ganz Besonderes, weil es für mich seit Jahren ein wichtiges Anliegen war meiner Familie dieses für mich so wunderschöne Land zu zeigen. Viel Spaß beim Lesen!
Teil 1 – Seattle im US-Bundesstaat Washington (der immergrüne Staat)
zehn Jahre, dreieinhalb Kinder und ein Hund später hat es gedauert, bis ich Lars endlich soweit hatte mit mir in die USA zu reisen. Schon immer habe ich ihm von meiner Zeit in Seattle 2001/2002 vorgeschwärmt! Doch nie konnte er so richtig nachvollziehen, warum ich so ein großer Fan der USA bin. Nun, wo wir uns für das Leben auf Zeit in China entschieden haben und dies nicht immer ganz so einfach ist, wie man es von Europa gewohnt ist, war auch Lars bereit, sich diese Kultur, die unserer doch näher ist als gedacht, mal anzuschauen. Dies scheint auch kein Fehler gewesen zu sein. Ganz im Gegenteil; die von manchen so kritisierte oberflächliche Freundlichkeit, geht bei uns, die in einem Land leben, wo das Wort serviceorientiert nicht existiert, herunter wie Öl. Es ist toll, wie freundlich man in Restaurants empfangen wird. Vor allem die Kinder werden mit Ausmal-Kindermenüs überhäuft. Es scheint, als wäre auch ihnen diese Kultur vertrauter, als die asiatische.
Aber erstmal von vorn. Schweren Herzens mussten wir einen Tag vor Abflug unsere liebe Hündin Cookie zu einem Hundetrainer geben, ungefähr eine Stunde von Peking entfernt. Über eine andere deutsche Hundebesitzerin hatten wir von ihm erfahren. Er besitzt einen Hof und betreut sehr viele Hunde von Deutschen. Eine Woche vor Abflug brachten wir Cookie für eine Probenacht zu ihm und wir hatten ein sehr gutes Gefühl. Mieke fragte aber natürlich noch den ganzen Abend nach Cookie. Übrigens auch noch während des Urlaubs blieb die Freude über das baldige Wiedersehen.
Dann ging es los. Ich war wahnsinnig aufgeregt. Der Flug verlief gut, allerdings setzten uns die sechszehn Stunden Zeitunterschied kräftig zu. Am Flughafen Seattle standen meine ehemalige Gastmutter Laura und die jüngste der drei Töchter, Nicole, bereit. Laura hatte schon viele Ideen was sie mit uns machen wollte, aber als erstes ging es in ein typisches Pancake House zum Frühstück. Wir genossen es natürlich auch, endlich mal wieder an jeder Ecke einen guten Kaffee bekommen zu können. Genau unser Ding! Als nächstes spazierten wir ein wenig durch die Gegend und ich erfreute mich des feuchtkühlen Wetters und des grünsten Grases, das ich seit langer Zeit gesehen hatte. Laura hat auch eine kleine, aber etwas ältere Hündin adoptiert, was die Kinder sehr beglückte. Besonders schön war für mich vor allem, dass die Kinder so schnell Vertrauen zu Laura und Nicole aufbauten. Am Abend fragten sie gleich, ob wir am nächsten Tag wieder etwas mit dem beiden unternehmen würden. Und das taten wir.
Am Tag zwei schlug Laura vor, dass wir zu unserem alten Haus und anderen Plätzen aus meiner Zeit als AuPair fahren könnten. Laura musste arbeiten, also musste Nicole uns chauffieren. Dies war uns sehr unangenehm, aber Laura wollte es so. Natürlich war das für Lars nicht so spannend, aber er fügte sich. Ich gebe zu, dass mir viel entfallen war. Tausend Male war ich die Strecke damals hin und her gefahren. Hinein in den Wald und wieder hinaus. Vieles war geblieben. Die kleinen Geschäfte, das kleine Kaffeehäuschen an der Kreuzung in den Wald, an dem man natürlich nur mit dem Auto stoppt ohne dieses zu verlassen. Alles Drive Thru eben. Nicht nur McDonalds, auch die Bank, die Apotheke und mehr. Überhaupt fällt einem hier wieder auf, dass ohne Auto gar nichts geht. Alles muss gut erreichbar sein. Nur nicht zu lange zu Fuß😉 Das bin ich ja gar nicht mehr gewohnt. Sogar im Walmart, einem großen Supermarkt gibt es mittlerweile neben Körben kleine Elektrowagen, damit auch die ganz kräftigen (und es ist tatsächlich erschreckend, wie viele es davon gibt) ihren Einkauf in einem so großen Laden tätigen können. Kundenbindung eben. Trotzdem haben mittlerweile doch auch viele Amerikaner sogar eine Vorliebe für Wandern und Fahrrad fahren entwickelt.
Wir besuchten also das alte Haus im Wald, das mal wieder einen Anstrich gebrauchen könnte und noch viele weitere altbekannte Orte für mich. Damit der Tag für Lars nicht allzu langweilig würde, stiegen wir anschließend noch in den Bus nach Seattle. Es war ein frischer, aber sonniger Tag. Irritiert haben uns auf der Fahrt die vielen Zelte am Rand der Innenstadt, in denen zahlreiche Obdachlose leben. Warum diese sich ausgerechnet Seattle aussuchen, was ja nun nicht gerade die witterungsmäßig angenehmste Stadt ist, oder wie es so weit kommt, dass all diese Menschen auf der Straße leben und weshalb nichts dagegen getan wird, konnte mir auch keiner verraten. Ein merkwürdiges Bild und nicht ganz geheuer. Die Stadt selber ist immer noch sehr schön und attraktiv für mich. Wir besuchten natürlich das Space Needle, ein Wahrzeichen Seattles, das anlässlich der Weltausstellung erbaut wurde und den wunderschönen Spielplatz, den es jetzt direkt nebenan gibt. Anschließend spazierten wir hinunter zum Wasser und konnten beobachten wie die Fähren nach und nach in den Hafen einliefen. Laura konnte es natürlich nicht lassen und kam extra nach Arbeit noch in die Stadt gefahren, um mit uns essen zu gehen und uns wieder zum Hotel zu fahren.
Der dritte Tag wurde dann wirklich spannend für uns, denn wir konnten endlich unser Wohnmobil abholen. Da dies erst nach dem Mittag möglich war, fuhren wir früh noch einmal nach Seattle und besuchten den für Seattle bekannten Pike Place Market, wo man von Lebensmitteln über Blumen und Klamotten eigentlich alles zum Leben bekommen kann. Wir sind ja seit China wirklich markterprobt, aber mit diesem noblen Markterlebnis kann kein chinesischer mithalten. Nach dem Mittag ging es dann weiter für uns zur Camper-Verleihstation. Dort nahmen wir, unter meinem skeptischen Blick, unser neun Meter langes Wohnmobil entgegen, unser Haus für die nur noch verbleibenden elf Tage. Die Kinder konnten ihr Glück kaum fassen, in unserem fahrbaren Untersatz über den Fahrersitzen sogar schlafen zu dürfen. Nachdem wir am Wohnwagenstellplatz außerhalb von Seattle angekommen waren (übrigens mit einem der kleineren Modelle, wie wir zu unserer Überraschung feststellen durften), fing es allerdings an zu regnen und wir hatten das Pech, dass unser Dachfenster undicht war und damit das Bett der Kinder unbrauchbar. Somit mussten wir also etwas zusammenrutschen und den kommenden Morgen nutzen, um wieder zum Verleih zu fahren und all unsere Klamotten von einem Schrank zum nächsten zu räumen und ein neues Wohnmobil zu beziehen. Anschließend ging es für uns dann noch zum jährlich stattfindenden Tulpenfestival, das Laura unbedingt mit uns besuchen wollte. Nun, wo wir unser Wohnmobil hatten, wollten wir allerdings gern endlich auf die Piste.
Am nächsten Vormittag kamen dann aber noch meine Zwillingsmädchen Morgan und Cheyanne aus San Francisco angeflogen. Sie studieren und haben gerade Springbreak. Da sie zusammen mit Laura und Nicole in den Urlaub fliegen wollten, hatten wir das Glück sie auch nochmal zu treffen, denn in San Francisco sollte dies leider nicht mehr klappen. Ich wusste nie genau warum Laura ein Aupair brauchte. Sie kümmerte sich schon immer sehr gut und mit voller Hingabe um ihre Kinder, so wie sie es auch mit uns tat während unserer Zeit in Seattle. Viel Zeit hatten wir nicht mehr, aber es war schön alle noch einmal zusammen gesehen zu haben.
Teil 2 – Der US-Bundesstaat Oregon…Natur pur
Mit diesen bleibenden Erinnerungen an die wenigen Tage in und um Seattle, ging es nun für uns los zum eigentlichen Abenteuer, die Westküste entlang im Campingmobil. Wir hatten unseren groben Plan, aber natürlich standesgemäß noch nichts gebucht. Unser erstes Ziel lag an der zentralen Küste Oregons. Wir wollten Seelöwen und Wale beobachten. Die Strecke war lang und wir fuhren mit Pausen bis in den späten Abend hinein. Auch wenn wir viel im Auto saßen, gab es immer was zu sehen, wenn man aus dem Fenster schaute. So wurde es nie langweilig. Normalerweise kann man sich in den Campingparks auch nachts spontan anmelden. Beim ersten hatten wir allerdings etwas Pech. Die Formulare waren aus und ohne Anmeldung am Nachtschalter war die Einfahrt nicht gestattet. Nicht weit von diesem fand ich allerdings auf der Karte noch einen einfacheren Stellplatz direkt an der Straße, der für unsere Zwecke völlig ausreichte. Der Besitzer war noch wach und sehr freundlich, auch wenn er aussah, wie ein Waldmensch. Überhaupt wurden wir oft angesprochen und gefragt wo wir herkämen. Viele freuten sich dann uns zu berichten, dass sie entweder schon mal in Deutschland beim Militär waren oder Vorfahren aus Deutschland hatten.
Als wir aufwachten regnete es zwar immer wieder, trotzdem war der kleine Ort recht urig, sowie typisch amerikanisch und das Meer gleich über die Straße. Das tolle an Oregon ist das Zusammenspiel von Meer, Bergen und Wäldern. Es ist alles vorhanden, aber auch viel Regen. Damit konnten wir leben. Außerdem interessant ist, dass seit geraumer Zeit Marihuana legal zu kaufen ist und als recreational, also zur Genesung, angepriesen wird. Es ist schon etwas befremdlich dies überall, auch an Apotheken, zu lesen. Des Weiteren fielen uns immer wieder die vielen Tramper auf. Ich hätte nicht gedacht, dass es immer noch beliebt ist mit wildfremden mitzufahren und andersherum mitzunehmen. Aber vielleicht hört und liest man auch einfach zu viele Horrorgeschichten. Auf jeden Fall wollten wir an diesem Tag und dort wo wir waren zwei Dinge sehen, graue Wale und Seelöwen. Mit den Walen hatten wir leider kein Glück, obwohl sie im Frühjahr wohl zahlreich hinauf nach Alaska wandern. Dafür durften wir eine ganze Höhle voller Seelöwen erleben. Um die 200 Stück tummelten sich da um die Zeit. Auch die steile Küste und die raue See waren wahnsinnig beeindruckend. Und immer wieder fand sich ein kleines Häuschen oder ein Leuchtturm dazwischen.
Da wir an diesem Tag noch zu einem Campingplatz in der Nähe des Crater Lake wollten und wir mit Erschrecken feststellen mussten, dass dort Minusgrade herrschten und es schneien sollte, ging ich lieber sicher, dass wir einen Stellplatz mit Strom und Wasser haben würden. Dies war eine gute Entscheidung, denn während die Kinder schon gemütlich in ihrem Bettchen schlafen konnten, schlug sich Lars tapfer über einen völlig verschneiten Pass und wir kamen erst weit nach Mitternacht an dem einsamen Campingplatz mitten in der Wildnis an. Gott lobe die Erfindung des Campers mit Heizung und Wasseranschluss!!! Am nächsten Morgen waren die Kinder außer sich, als sie in die verschneite Umgebung rund um unseren Camper schauten. Es war kalt, aber die Sonne kam heraus und so freuten sich die Kinder schnell raus gehen zu können. Viel Zeit hatten wir allerdings nicht, denn wir wollten weiter zum Crater Lake, dem tiefsten See der USA, der aus einem ausgebrochenen Vulkan entstanden ist. Der Weg dorthin war serpentinenreich und die Schneeberge um uns herum wurden immer höher. Für die Kinder war es natürlich ein Riesenspaß durch den tiefen Schnee zu stapfen. Und plötzlichen war es da. Dieses imposante Gewässer umrahmt von waldigen und schneebedeckten Bergen. Wie fast überall erfuhren wir auch hier, dass es normalerweise um diese Jahreszeit nicht mehr derart kalt und schneereich ist, beeindruckend ist es trotzdem allemal. Gern wäre ich noch etwas um den See gewandert, aber der Schnee war wirklich so tief, dass kein Durchkommen war. Wieder im Auto begann für mich die Suche nach dem nächsten Nacht-Stellplatz. Dies kann manchmal auch eine Herausforderung sein, weil wir zeitweise stundenlang kein Signal bekamen, so tief waren wir in der Wildnis. Unser nächstes Ziel hieß Redwood National Park. Hier sieht man die größten und tausende Jahre alten Bäume. Einfach nur Wahnsinn. Schon auf dem Campingplatz waren wir von ziemlich hohen Exemplaren umgeben, aber als wir am nächsten Tag den eigentlichen Nationalpark besuchten, konnte man die Größe dieser Bäume fast nicht glauben. Bevor wir allerdings durch diesen dichten Wald wanderten, machten wir kurz Halt am Meer, wenn auch nur bei kühlen 13°C Außentemperatur. Wie schon beim Schnee gab es für die Kinder kein Halten und sie stürzten sich gleich in Klamotten in die Fluten. Ein weiteres Mal waren wir dankbar über die warme Dusche danach in unserem mobilen zu Hause.
Teil 3 – San Francisco und Los Angeles in Kalifornien…und irgendwann kam die Sonne
Nach diesem erneut sehr erlebnisreichen Tag hieß es für uns am späten Nachmittag ab in den Camper und auf nach San Francisco. Eine lange, kurvenreiche und waldige Fahrt erwartete uns. Der Wohnmobil-Stellplatz lag im Süden der Stadt in einer etwas merkwürdigen Gegend, aber da er bewacht war, machten wir uns nicht ganz so viele Gedanken. Außerdem sind wir mit unserem unauffälligen neun Meter Wohnmobil noch äußerst bescheiden unterwegs. Durchaus viele Amerikaner sind mit Wohnmobilen unterwegs, die eher an einen Reisebus erinnern. Und da das meistens noch nicht reicht, ziehen sie ein Auto hinter sich her. Am nächsten Morgen starteten wir bei leichtem Regen zu einer ersten Besichtigungstour in die Stadt. Bis wir in der Stadt waren war der Regen bereits so stark, dass es gar nicht möglich war, sich lange draußen aufzuhalten. Nicht nur das Wetter wollte nicht mitspielen. Als wir zur Anlegestelle der Alcatraz Cruises kamen, mussten wir gleich noch einen herben Rückschlag hinnehmen. Also nicht, dass wir es nicht vorher gelesen hatten, dass man unbedingt vorher reservieren sollten. Wir waren uns sicher, dass ein Tag Vorlauf reichen würde. Leider täuschten wir uns. Am Schalter war für die nächsten zwei Tage alles ausgebucht. Alcatraz zu sehen war das Highlight für uns und so wären wir am liebsten am gleichen Abend noch abgereist. Es ist 15 Jahre her, als ich da war und ich konnte mich nicht an viel erinnern, aber irgendwie wurden wir nicht recht warm mit dieser Stadt von der viele so schwärmten. Auch hier waren überall recht viele Obdachlose und etwas verrückte Gestalten unterwegs. Man fühlt eine gewisse Unzufriedenheit und schlechte Stimmung vielerorts. Dies ist etwas, dass wir aus China nicht so extrem gewohnt ist. Auch wenn man da weiß, dass es viel Armut gibt, so wird diese doch recht versteckt, beziehungsweise die Menschen lassen es sich nicht so anmerken. Linus versuchte dieses ungute Gefühl damit zu übergehen, dass er viele Leute auf dem nach Hause Weg grüßte. Im Peking wirkt so ein „Ni hao“ ja Wunder. Die Menschen lächeln uns dann meist sofort an. Zurück aber zur Sightseeing-Tour bei mittlerweile Starkregen. Wir retteten uns erstmal ins nächste Starbucks Café um unseren Frust in Kaffee zu ertränken. Ich wollte nicht aufgeben und recherchierte derweil bei jeder Reiseagentur nach möglichen Alcatraz Tickets. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich tatsächlich noch die letzten verfügbaren Tickets für den nächsten Morgen online reservieren konnte. Zumindest etwas zufriedener fuhren wir noch eine Runde Cable Car und liefen durch Chinatown, was uns kurz wie „zu Hause“ sein ließ. Dann ging es zurück in unser Wohnmobil, an dass wir uns auch total als „Heim“ gewöhnt hatten.
Am nächsten Morgen war die Aufregung bei mir groß, denn wir durften ja die Fähre nicht verpassen. Es sollte ein super interessanter Tag im wohl berühmtesten Gefängnis der Welt werden. Die Insel war ja bis in die 60er Jahre nicht nur Gefängnis, sondern auch zu Hause der Familien von Wärtern, von einer vielfältigen Flora, Fauna und Tierwelt und sie wurde sogar nach Schließung für einige Jahre von Indianern, den Ureinwohnern Amerikas, eingenommen, die zahlreiche sichtbare Spuren hinterlassen haben. Der Regen kam zum Glück erst auf der Rückfahrt mit der Fähre, so dass wir am Morgen wenigstens auch die Skyline San Franciscos von der Fähre aus genießen konnten. Auf jeden Fall konnten wir mit dieser Erinnerung die Weiterreise antreten und freuten uns nun sehr auf Sonne, Strand und mehr Wärme. So ganz ohne Regen.
Wir sollten nicht enttäuscht werden. Es war noch einmal eine lange Fahrt, die wir diesmal nicht über die Küstenstraße 101 antraten, sondern über den schnelleren und geraderen Freeway. Die Strecke erinnerte mich sehr an eine der vielen Autobahnfahrten, die wir in Deutschland schon absolviert hatten. Wie so oft machten wir in den Abendstunden noch einmal Halt an einem der zahlreichen Walmart Supermarkt-Parkplätze, da man dort gut mit dem Wohnmobil parken und noch schnell die nötigen Einkäufe erledigen konnte. Für die Kinder gab es etwas zum Abendessen, dann Zähneputzen, Bett hergerichtet und ab. Das war super für uns, weil so die Kinder immer durchschlafen konnten.
Unseren letzten Anlaufpunkt, einen Camper-Stellplatz am Strand südlich von Los Angeles, erreichten wir erst nach drei Uhr morgens. Das tolle am Wohnmobil ist (ich muss es einfach immer wieder erwähnen), dass man nichts ein- und auspacken muss. Schnell Wasser, Strom und Abfluss anschließen und fertig ist das Heim. Einzig störend neben dem entspannenden Meeresrauschen war der Flughafen von Los Angeles, der sich direkt in unserer Nachbarschaft befand und wir so live jeden Start miterleben durften. Doch auch daran gewöhnt man sich. An meine morgendliche Lauf- bzw. mittlerweile eher Geh-Runde am Strand hätte ich mich auch gewöhnen können. Die Sonne, die Wellen, die leichte Brise und der schöne Ausblick machten den Abschluss unserer Reise perfekt. Den ersten Tag ließen wir es langsam angehen (eine Seltenheit auf dieser Reise). Wir hatten ganze drei Tage in Los Angeles und so konnten die Kinder einfach mal am Strand herumtoben und im Wasser planschen. Sie genossen das sichtlich! Für den zweiten Tag planten wir einen Besuch der Universal Studios. Ein sehr teurer, aber extrem lohnenswerter Spaß, denn es ist für alle etwas dabei. Ein Erlebnispark mit verschiedenen Stationen, sowie eine Studiotour, bei der man viele interessante Fakten zu Kulissen, Stars und Drehorten erhält. Nur eine kleine Hürde hatten wir wieder zu bewältigen. Wie immer, lag der Wohnwagenpark weit außerhalb der Stadt, bzw. Los Angeles erstreckt sich wahnsinnig weit, ist recht hügelig und vergleichsweise nicht sehr dicht bebaut. Im Vergleich zu Peking, wo es zwar auch extrem viele Autos gibt, kommt man hier zumindest auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln super von A nach B. In allen Städten, die wir in den USA besucht haben, muss man leider feststellen, dass es ohne Auto recht schwierig ist auszukommen. Öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht überall und vor allem nicht sehr regelmäßig. Wir mussten also auf Uber ausweichen, ein Taxiunternehmen, dass sich mit privaten Fahrern betreibt, die ihr Auto hergeben und sich so etwas hinzuverdienen können. Leben kann man davon allerdings nicht, wie wir erfahren mussten. Lars hatte Uber bisher erst einmal in Peking genutzt. Dort wird es allerdings versucht einzudämmen, weil es in Peking auch Taxis wie Sand am Meer gibt und den Taxifahrern das Geschäft vermiest wird, weil Uber natürlich günstiger ist und auch die Fahrer meist gepflegter sind, als der typische Taxifahrer. Die Autos waren alle top, wie auch die Fahrer, die uns sehr zuvorkommend entgegenkamen. Es war auf jeden Fall ein langer und erlebnisreicher Tag in den Studios und wird uns immer in guter Erinnerung bleiben. An unserem letzten Tag in Los Angeles wollten wir wenigstens noch das Hollywood-Schild sehen, sowie das Hollywood Boulevard mit dem Walk of Fame. Um die Kinder vor ewigen Fußmärschen zu bewahren, buchten wir also eine sogenannte Hop on – Hop off Tour in einem Doppeldeckerbus mit Audioguide. So konnten wir nur da aussteigen, wo wir wollten und hörten noch ein paar Geschichten zu den Stars und ihren Anwesen. Irgendwie war an diesem Tag bei allen etwas die Luft raus und so waren wir doch froh als wir wieder aus der Stadt hinausfahren konnten.
Alles in allem kann ich sagen, dass alles was wir an Natur in diesem wahnsinnig facettenreichen Land gesehen haben, unglaublich toll war und obwohl oder gerade weil wir ja in einer der größten und lautesten Städte der Welt wohnen, wir, glaube ich, schon behaupten können, dass uns die Städte viel weniger umgehauen haben. Es war ein tolles Erlebnis und ich wünsche mir schon jetzt ein Wiedersehen…
PS: Cookie wartete schon am Flughafen und es war wirklich schön wie die Kinder und auch Cookie sich gleichermaßen über das Wiedersehen freuten!
http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/weltspiegel-reportage-chinas-unbekannte-mauer-100.html
Jetzt sind sie auch noch auf den Hund gekommen….
Hallo liebe Leser und Hundefreunde,
diesmal melde ich mal außergewöhnlich schnell hintereinander, um die neusten News von uns zu loszuwerden. Wie der Titel schon erwähnt, haben wir uns eine kleine Hundedame angeschafft! Und wie so oft, war dies eine recht spontane Aktion. Doch es ist ja wie mit vielen anderen Dingen im Leben…wenn man zu lange nachdenkt, macht man es nicht. Es gibt natürlich immer zahlreiche Gründe, die gegen einen Hund sprechen würden. Wir leben in einer Wohnung in der siebten Etage (aber he…wir haben einen Balkon). Wir wollen auch mal in den Urlaub fahren (mittlerweile kann man für ein Hundehotel in Peking mehr bezahlen als für eine Nacht im „Menschenhotel“)! Es hat sich halt einfach so ergeben und wie immer werden wir sehen, wie es wird und was es mit sich bringt.
Angefangen hat alles eigentlich mit einem Post einer Freundin über einen Tierpark in unserer Heimat mit der Bitte um Spenden, damit die Tiere über den Winter kommen! Da ich für solche Sachen sehr empfänglich bin, fing ich an zu lesen und mich zu informieren. Ich fand die Idee einer Patenschaft für ein Tier eine super Sache. Das Konzept kenne ich aus München von einem Freizeit- und Tierhof, wo Kinder und Jugendliche auch Patenschaften für Tiere übernehmen können und sich damit verpflichten an bestimmten Tagen vorbeizukommen, „ihr“ Tier zu füttern und zu pflegen. Voller Begeisterung erzählte ich Lars von meiner Idee, doch er fand, dass eine Patenschaft in unserem Fall über die Distanz wohl weniger sinnvoll wäre. Allerdings meinte er gleichzeitig, dass er ja prinzipiell nichts gegen ein Haustier hätte. Das war mein Stichwort!!!! Schon oft hatte ich von der Organisation ICVS in Peking gelesen. Sie finanzieren sich durch Spendengelder und nehmen gefundene Tiere auf, untersuchen sie, impfen sie mit der Hilfe einiger Ärzte und geben sie zur Adoption gegen eine Spende frei. Eine super Sache in einem Land, in dem Hunde ein Statussymbol in der Stadt sind und auf dem Land in großen Zahlen wild herumstreunern. Auf der Internetseite kann man sich über die neusten gefundenen Tiere informieren, was ich sogleich tat und Lars meine Ergebnisse präsentierte! Sofort stachen uns die vier kleinen Welpen ins Auge, die auf einem Schrottplatz gefunden worden waren und die vorm kalten Pekinger Winter gerettet werden sollten. Ich habe ja eigentlich nur Erfahrungen mit Katzen, doch eine Katze in Peking zu halten, ist, wie ich finde, keine Option. Meine Katze in Deutschland wollte sich immer draußen aufhalten und das würde in unserer Wohnung und der gefährlichen Umgebung mit vielen Autos, wohl nicht funktionieren. Und so fiel schnell die Entscheidung für den kleinen Hund.
Ich schrieb also eine Email an die Organisation und wir erhielten die Einladung zur Besichtigung der Tiere. Vom ersten Augenblick als uns die kleine zitternde Bani (die Namen werden den Hunden vom Finder gegeben; wir haben sie nun übrigens Cookie getauft!) vorgeführt wurde, waren wir alle Feuer und Flamme! Schwierig wurde es für uns, als ihr etwas größerer, weißer Bruder Snowy dazu kam. Irgendwie kam uns die schüchtere Bani aber liebebedürftiger vor und so entschieden wir uns für sie. Damit war es aber nicht getan!!!
Was folgte, war ein aufregender Prozess, den ich mit einer Wohnungssuche in München vergleichen würde. Neben unserer Bewerbung mussten wir zwei Referenzpersonen angeben, die sogleich angeschrieben wurden und die dann ein paar Fragen zu unserer Adoptionsfähigkeit beantworten sollten. Da es hieß, dass wohl am Tag nach uns noch eine andere Familie da war und sich für Bani interessierte, waren wir gespannt, auf wen die Entscheidung fallen würde. Noch am selben Tag erhielten wir dann die Nachricht, dass wir zu einem Kennenlerntreffen mit Retterin und Hund eingeladen werden würden und so wartete ich auf die Nachricht der Retterin. Mariska ist eine Holländerin die selber fünf Hunde besitzt und die für Hunde lebt. Sie arbeitet als freiwillige Hunderetterin für die Organisation. Ein sehr sympatischer Mensch und wieder einmal für mich beeindruckend, dass auch in diesem Bereich sich Menschen in China engagieren. Da Mariska sich noch im Ausland befand, mussten wir eine Woche auf das Treffen warten. Die Kinder waren schon ganz aufgeregt und fragten, wann wir endlich unseren Hund bekämen. Letzten Sonntag Vormittag war es dann so weit. Wir wussten nicht, welcher Prozess nun noch auf uns wartete und waren etwas überrascht, als wir als erstes gefragt wurden, ob wir den Hund in der Box transportieren wöllten oder auf dem Schoß! Es war also alles klar; Bani wurde noch einmal vor uns untersucht und gewogen und dann musste sie mit unserer wilden Horde mit. Achso! Natürlich mussten wir auch noch schnell eine Leine, Decke, Spielzeug und Futter kaufen und ab ging die Fahrt mit unserem verängstigten Häufchen auf dem Schoß.
Nun, ein paar Tage später, einige Häufchen und Flüssigkeiten in der Wohnung später, scheint sie sich sogar an uns gewöhnt zu haben, will dabei sein, schaut sich in der Wohnung um, muss früh mit der Kutsche mit zur Schule fahren und geht mit Mieke und mir auf Spaziergänge (meist gemütlich im Verdeck des Kinderwagens) durch Peking (laufen ist noch nicht so ihres, aber sie ist ja auch noch ein Baby). Nachmittags ist vor allem Linus sehr engagiert und geht sofort mit ihr raus und wird dafür natürlich auch mit besonders viel Liebe von ihr belohnt! Trotzdem sind wir natürlich nicht ganz so blauäugig und wissen, dass es wohl nicht immer so einfach sein wird. Sie wird ja noch einen Charakter entwickeln und diesen kann man jetzt wohl noch nicht erahnen. Es bleibt also spannend….
Chinese New Year: Das zweite
Meine lieben Leserinnen und Leser, liebe Freunde, Verwandte und Bekannte,
wir wünschen allen ein fantastisches Neues Jahr im Zeichen des Hahns und zugegebenermaßen auch vermehrt uns selber, da es für uns auch einiges Neues bringen wird. Zunächst können wir so gut wie sicher verkünden, dass wir wohl auch noch ein drittes Chinesisches Neujahr hier in China verbringen werden, auch wenn ich zugeben muss, dass die letzten Wochen nicht die leichtesten waren und mir der kalte und smogverseuchte chinesische Winter wieder einmal ziemlich zusetzt. Andererseits weiß ich genau, dass ich im sicherlich schön verschneiten Deutschland auch immer etwas zu meckern hätte! Die Weiber halt…würde Lars jetzt sagen;-) Leider hilft mein Flehen und Betteln nichts! Lars will einfach nicht mit mir irgendwo in die Hitze auswandern und ich muss zugeben, wenn man die funkelnden Augen von den Kindern sieht, wenn sie irgendwo ein Häufchen Schnee entdecken, dann möchte man ihnen das auch nicht nehmen und dann tut es mir schon Leid, dass wir hier wesentlich eingeschränktere Möglichkeiten als in Bayern haben, wo Linus jede Woche mit Wolfi’s Skibus in die Berge düste! Wie auch immer…wir sind hier und nicht woanders.
Auf jeden Fall bedeutet Chinese New Year auch immer, dass das Leben in Peking für zwei Wochen komplett stillsteht und man sich von den Menschenansammlungen her mal fast wie in Deutschland fühlt. Die Stadt ist wie leer gefegt, ein unglaubliches Phänomen! 50 Prozent der Bewohner dieses Molochs machen sich aus dem Staub (im wahrsten Sinne des Wortes;-)!!! Letztes Jahr waren wir ja ein paar Tage mehr Skifahren, aber weil Lars etwas Urlaubstage sparen muss, entschieden wir uns für ein paar Tage „Ruhe“ in Peking und drei Tage Skifahren in Nanshan, einem süßen Mini-Skiresort nur rund 60 km von Peking entfernt. Man muss ja schon auch mal sagen, dass man fast ein bissl out ist, wenn man in den Ferien nicht gerade auf die Philippinen, nach Bali, Kuala Lumpur, Thailand, Kambodscha, Malaysia, Australien, Singapur oder wo sonst noch hin fliegt! Die Möglichkeiten von hier aus sind grenzenlos und das Geld sitzt natürlich auch bei den meisten locker! Je länger man hier ist, desto mehr möchte man am liebsten sehen und erkunden. Trotzdem wussten wir, dass drei Tage Skifahren für die Kinder immer noch etwas ganz besonderes sind und damit auch sicherlich kein Strand oder Sightseeing-Tour mithalten kann. Zum Glück gibt es außerdem immer wieder neue Ausflugsziele und Tipps in und um Peking, so dass wir am Ende einiges unternehmen konnten. Doch als erstes war da ja die Neujahrsnacht, die wir letztes Jahr nicht in Peking erlebten. Durch die extreme Smogbelastung der letzten Wochen gab es dieses Jahr nun noch strengere Auflagen für den Innenstadtbereich und so war es schon mal gar nicht so leicht an Feuerwerk zu kommen. Letztes Jahr standen an jeder zweiten Ecke noch Verkaufsstände; dieses Jahr wurde alles nach außen verlegt und stark reduziert. Aber ob nun Chinesisch oder Deutsch, was wäre Neujahr feiern ohne Knaller. Linus und sein Kumpel konnten es kaum erwarten und das Gute hier ist ja, dass man mindestens eine Woche knallern kann, bzw. eigentlich immer ohne es anmelden zu müssen. Wir mussten also niemanden bis Mitternacht wachhalten, denn ab ca. 19 Uhr ging es eh rund. Durch die vielen Häuser schallte und hallte es und ich fragte mich mal wieder, ob es wirklich sinnvoll ist so eine eher kriegsähnliche Atmosphäre zu schaffen. Wenn man den geschichtlichen Hintergrund kennt, klingt es allerdings dann doch wieder nach einem „Sinn“, dass es so laut sein muss. In einer der Überlieferungen heißt es, dass ein Biest namens Nian immer am Ende eines Mondjahres zu den Dorfbewohnern kam und diese terrorisierte. In einem Jahr ließen ein paar junge Schäfer ihre Peitschen knallen (übrigens ein anerkannter Sport unter den älteren Chinesen, der einen jedes Mal wieder kurz aufschrecken lässt, wenn man im Park unterwegs ist). Auf jeden Fall wurde das Biest durch die Lautstärke vertrieben und so fing man an dieses Jahr um die Zeit Feuerwerke hochgehen zu lassen, um die Wiederkehr des Ungeheuers zu verhindern. Tatsächlich war es wirklich der Wahnsinn wie laut es ab Mitternacht war und vor allem, wie rasant sich die Luft so sehr verschlechterte, dass es nicht einmal mehr die Messstationen aufzeichnen konnten. Da die schlechte Luft natürlich auch am kommenden Tag in der Stadt fest hing, zwang dies uns die Stadt zu verlassen und brachte uns zur Drachenschlucht, zu der wir schon im letzten Jahr bei wärmeren Temperaturen einen schönen Ausflug gemacht hatten. Dort findet im Winter ein Eisskulpturen-Fest statt. Wenn man hier lebt fliegen ja viele nach Harbin im Norden, wo jedes Jahr eine ganze Stadt aus Eisskulpturen erbaut wird und das Ganze abends noch wunderschön angeleuchtet wird. Den Flug und die Minus dreißig Grad wollten wir uns und den Kindern allerdings gern ersparen und so kam uns der Tagestrip ganz gelegen. Anlässlich des Chinese New Years gab es an jeder Ecke Knallerbsen für die Kinder zu kaufen und so wurde ihnen der Weg vom Parkplatz zum Park auch nicht zu lang. Es war eine gute Entscheidung. Es gab einen zugefrorenen Teich auf dem die Kinder stundenlang hätten herumrutschen können und die Halle mit den Eisskulpturen war wirklich beeindruckend und reichte uns, vor allem weil die Kälte recht erträglich war. Als wir langsam den Rückweg antraten wurde das ganze Gelände noch standesgemäß Chinesisch bunt angeleuchtet.
Unser nächster Ausflug brachte uns zu einer traditionsreichen „Temple Fair“ in einem Park in Peking. Soweit ich weiß finden die Temple Fairs eine Woche lang an Chinese New Year statt, sind völlig überladen mit den 50 Prozent Einwohnern Pekings, die nicht das Weite gesucht haben, bieten Essen, Souvenirs und Vorstellungen und sind doch nicht das, was man erwarten würde. Wie immer wirkt alles etwas steif und unliebevoll. Die Pekinger stört das nicht und das ist ja die Hauptsache. Wir waren einfach nur froh, als wir irgendwann einen Ausgang fanden und vor allem waren wir erstaunt über ein Plakat am Ausgang, welches Bilder vom Loveparade-Unglück in Duisburg zeigte und scheinbar etwas abschreckend auf die ständig drängelnden Chinesen wirken sollte. Aber mal ganz ehrlich: in dieser Hinsicht muss ich nun wirklich sagen, dass die Chinesen die egoistischsten Menschen sind, die ich jemals erlebt habe. Sich anstellen oder irgendwo auch nur ganz, ganz kurz warten ist einfach nicht drin! Das Gute ist, wenn man einfach genauso frech ist, würden sie auch nichts machen….das wissen sogar schon unsere Kinder (und es wird ein harter Umgewöhnungsprozess in Deutschland) !!!
Am nächsten Morgen starteten wir sehr früh zu unserem Skiabenteuer in Nanshan, welches uns für die drei Tage auch tatsächlich sehr zufrieden stellte. Klein und nicht sehr fortgeschritten, allerdings voll mit Schanzen und Hügeln, was natürlich Linus und mittlerweile auch Gweni viel Freude bereitete. Diesmal hatten wir den Kindern vorher noch gebrauchte Ski gekauft, um uns Extrakosten für geklaute Ski, wie im letzten Jahr, zu ersparen. Und…ich kann mit stolz verkünden, die Ski sind noch da!!! Das Skigebiet ist wahnsinnig klein, vor allem von der Ferne betrachtet. Drumherum ist alles grün und es werden Erdbeeren und natürlich jegliche Skiausrüstung am Straßenrand verkauft. Wieder einmal typisch Chinesisch. Während sich die meisten Deutschen nur topp ausgestattet schon zum Rodelerlebnis ausrüsten, kommt der Chinese gewohnt lässig daher. Jeans oder Jogginghose, Halbschühchen, Jäckchen! Also noch schnell Skihose, -jacke, Handschuhe und Mütze am Straßenrand gekauft! Immer wieder ein Erlebnis! Mieke und ich vertaten uns mit Schlittenfahren und zu Fuß die Umgebung erkunden. Wahrscheinlich hätten wir Mieke auch schon auf Ski stellen können; sie war hoch motiviert, aber irgendwie vertrauen wir den chinesischen Skilehrern doch nicht ganz so wie den deutschen oder österreichischen.
Auf jeden Fall sind wir gespannt, was das Jahr des Hahns für uns bereithält…..