Neues von den Chinesen – Deutschland und ein Abstecher nach Frankreich

Die Zeit von Ostern bis zu den Sommerferien ist wie im Fluge vergangen. Ich kann nicht einmal mehr sagen, ob und was zwischendurch alles passiert ist. Sobald man in Deutschland ist, ist man wie in einer anderen Welt und China in weiter Ferne (ist ja auch so😉). Spätestens wenn die Schule wieder losgeht, wird uns aber eines bewusst werden; einige der uns sehr lieb gewordenen Menschen werden Peking verlassen haben. Diesmal gab es mehr Abschiede als sonst für uns. Dies ist ein Teil unseres Lebens hier im Ausland, der eben mit dazu gehört und nicht immer einfach ist. Das Schöne wiederum ist, dass immer wieder neue Menschen ankommen und man normalerweise leicht neue Kontakte findet. Im Ausland zu leben ist eben doch für die meisten ein besonderer Zustand und man ist froh über Personen, die Ähnliches erleben. Mittlerweile stecken wir mitten in den Ferien. Sechs Wochen haben wir bereits hinter uns. Trotzdem sind es immer noch zwei. Für unsere Schulanfängerin Gwen sogar noch drei. Obwohl gerade Gweni nicht so lange Ferien bräuchte. Sie würde auch sofort durchstarten, so groß ist ihre Begeisterung. Nachdem wir die erste Woche in Peking mit Ferienprogramm, wie einem Zoobesuch, schwimmen und Treffen mit Freunden verbracht haben, waren wir anschließend vier Wochen in Deutschland und Frankreich. Der Pekinger Zoo war ja einer der ersten Ausflüge den die Kinder und ich vor drei Jahren unternahmen. Damals war Mieke erst etwas älter als Keni der Zoobesuch doch recht anstrengend für mich, weil uns die ganze Zeit Menschen umzingelten, fotografierten und ständig Mieke hochnehmen wollten. Wir fühlten uns selber wie Zootiere und waren irgendwie alle froh, als wir gehen konnten. Diesmal war es viel routinierter und dadurch auch angenehmer. Vom Prinzip her war es zwar ähnlich, denn sobald wir irgendwo Halt machten, versammelten sich die Leute um uns, redeten über uns, fotografierten uns und schauten die Kinder einfach nur an. Nun, da wir wissen, dass es eben so ist, machen wir einfach alles so weiter wie gehabt und versuchen nicht mehr zu fliehen. Und so war es ein schöner Tag. Entgegen des schlechten Rufes des Tierparks, finde ich, dass es für Peking ein bezahlbarer Spaß ist und einem viel geboten wird. Seit unserem ersten Besuch wurde viel gemacht und erneuert. Natürlich bleibt Zoo immer noch Zoo und die Tiere sind nun mal eingesperrt, aber die Kinder freuen sich trotzdem jedes Mal wie Schneekönige und rennen stundenlang von Gehege zu Gehege.

Die Vorfreude auf Deutschland war bei uns allen groß und schon saß ich mit den Kindern im Flieger nach Prag. Die Nachtflüge nach Berlin waren ausgebucht…wir sind ja selten die schnellsten. Bei der Suche nach anderen Flughäfen kamen wir auf Prag und das war eine super Entscheidung. Die Strecke war nicht viel weiter als die nach Berlin und meiner Ansicht nach definitiv sehenswerter, denn die Autobahn geht noch nicht bis zum Flughafen und so sieht man etwas vom tschechischen Umland, obwohl man bis zuletzt nicht glaubt, dass man am Ende wirklich am Flughafen landet. Der Flug mit allen vier Kindern ohne Lars verlief ohne Probleme und da es ein Nachtflug war, schliefen die Kinder auch eine ganze Weile. Es ist schön, wie sehr sich die Kinder auf Deutschland, die Großeltern, die Verwandten und Freunde freuen, umso mehr tut es mir allerdings Leid, dass sie dies nicht öfters haben können, wie die meisten Kinder meiner Freunde, die ihre Großeltern meist in der Nähe haben. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Wie immer verging die Zeit sehr schnell und wir versuchten so gut wie möglich alle, die es wünschten, zu besuchen. Bei der Anzahl an Kindern weiß ich natürlich, dass es nicht immer ganz einfach ist allen gerecht zu werden. Umso glücklicher bin ich darüber, dass die Kinder trotzdem überall mit offenen Armen empfangen werden. Nur Keni kam mit der neuen Umgebung und den vielen Leuten um sie herum nicht gleich so gut klar. Sie ist halt unsere kleine Chinesin 😉 Obwohl sie ihren ersten Geburtstag sogar in Deutschland feiern durfte….

Der Sommer in Deutschland ist dieses Jahr unglaublich heiß, so dass die Kinder auch mal schwimmen gehen konnten und eigentlich fast immer draußen waren.

Die ersten zwei Wochen vergingen wie im Fluge und wir freuten uns als wir Lars am Flughafen in Berlin treffen konnten um dann gemeinsam unseren Urlaub in Frankreich zu verbringen. Der Sohn der Schwester meines Vaters, mein Cousin Rudi und dessen Frau Nelly hatten zu ihrem 50. Geburtstag in die Bretagne eingeladen. Nelly kommt ursprünglich aus der Bretagne; sie leben aber gemeinsam in der Schweiz. Bei diesem riesigen Familienfest, dass für uns zeitlich auch noch so günstig lag, wollte ich sehr gern dabei sein und wir konnten es auch gut mit einer kurzen Reise durch Frankreich verbinden. Wir sind ja schon vorher mit Auto und Zelt in Frankreich unterwegs gewesen, leider nicht immer mit Erfolg. Unsere letzte Reise bevor wir nach Peking gezogen sind, endete mit einer Autopanne und völliger Hilflosigkeit, da wir kein Französisch sprechen (noch heute weiß ich nicht, warum ich Russisch gelernt habe; Französisch hätte ich schon so oft gebrauchen können). Damals war Mieke gerade mal ein halbes Jahr jung und wir landeten irgendwo im französischen Hinterland. Wir hatten Probleme an Essen zu kommen, weil uns einfach keiner verstehen wollte und steckten drei Tage fest, bevor wir mit dem TGV über Paris nach München fahren konnten, Lars aber trotzdem später nochmal zurück musste, um das Auto abzuholen. Es war damals gar nicht lustig, aber es zieht uns trotzdem immer wieder nach Frankreich.

Auf jeden Fall kamen wir nachts in Paris an und fuhren mit einem Mietwagen in die Stadt zu unserer ersten Unterkunft. Normalerweise ist das Reisen für uns mit Wohnmobil oder Wohnanhänger viel praktischer, denn bei sechs Personen kann einen das Ein- und Auspacken echt verrückt machen. Diesmal hatten wir es aber nun mal so geplant, dass wir in AirBNBs und Hotels übernachten und so war es eben. Die erste Wohnung in Paris lag perfekt und war so richtig gemütlich. Wir fühlten uns für drei Tage zu Hause. Paris ist bisher mein absoluter Favorit unter den Städten die wir bisher gesehen haben. Man fühlt sich sofort wohl und es ist einfach wunderschön da. Das Wetter tat sein Übriges, so dass wir die Stadt so richtig genießen konnten. Wir waren jeden Tag bis in die Nacht unterwegs, aber selbst die Kinder fanden den Eifelturm und die zahlreichen Darbietungen von Stadtkünstlern so interessant, dass sie alles ohne größere Probleme mitmachten und sich bis spät in die Nacht mit durch die Stadt schleppten. Durch eine französische Bekannte aus Peking wussten wir, dass wir den Besuch des Eifelturms vorbestellen mussten. Zum Glück, denn die Schlange für die Personen ohne Tickets nahm kein Ende. Es wurde in Paris noch später dunkel als in Deutschland. Das sind wir von Peking gar nicht mehr gewohnt, da es hier auch im Sommer nicht allzu spät dunkel wird. 20 Uhr ist Feierabend. Dafür sitzt man im Winter nicht so früh im Dunkeln wie in Deutschland. Da die Kinder aber gern den Eifelturm bei Nacht sehen wollten, vertrieben wir uns die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die Wiesen rund um den Eifelturm waren voll mit Menschen. Sie tanzten, lachten, sangen, aßen, tranken. Überhaupt ist das ein Bild von der Stadt, welches dominiert. Pärchen und Gruppen picknicken am Ufer der Seine, sitzen in Cafés und Restaurants überall am Straßenrand und Kleinkünstler sowie Partyboote gehören zum Stadtbild. Natürlich gibt es auch Obdachlose und Bettler, aber selbst die können das Bild für die kurze Zeit unseres Aufenthaltes nicht trüben. Mit diesen tollen Erinnerungen im Gepäck verlassen wir Paris Richtung St. Malo in der Bretagne. Der Ort und seine Umgebung, das Meer mit Ebbe und Flut, die Buchten und die wunderschönen burgartigen Villen aus Stein sind ein Augenschmaus. Die Kinder genießen es, einfach nur zu buddeln und im Sand zu spielen. Nach ein paar kleineren Ausflügen in die Umgebung, saßen wir auch schon wieder im Auto nach Tremlin zur Geburtstagsfete meines Cousins. Auch da hatten wir eine Wohnung gebucht, die dann ein beschauliches, frisch renoviertes Häuschen im Nirgendwo war. Um uns zwei Häuser und Maisfelder soweit das Auge sah. Es war schon fast unheimlich, denn die Gastgeber hatten sogar Fahrräder für uns alle. Selbst meine liebe Schwester reiste mit meinem Schwager und Freunden an! Es war wirklich schön diesen Teil der Familie zu treffen, den ich nur selten, manche bewusst noch nie gesehen habe. Der französische Anteil der Gesellschaft war noch viel größer; man kam aus dem Bussi hier, Bussi da, gar nicht wieder heraus. Die Woche war im Nu herum und wir saßen wieder im Auto nach Paris und im Flieger nach Berlin. Für die drei großen Kinder war es damit noch nicht getan. Nach einer Übernachtung in Berlin wurden sie am nächsten Morgen von den Großeltern und Cousin und Cousine abgeholt. Darauf hatten sie sich die ganze Zeit am meisten gefreut. Es ist schön, wie groß die Freude bei den Kindern ist, auch wenn sie sich nur zweimal im Jahr sehen. Ich hoffe, das hält an. Für uns standen nun noch die üblichen Shoppingtage an. Wir mussten ja unsere Vorratskisten füllen…das haben wir mehr als gut geschafft. Ach, und wir haben schon mal Gweni`s Schulanfang vorgefeiert. Einen Tag vor Abflug haben wir es zwar nicht so zelebriert, wie in Sachsen oft üblich, aber für Gwen war es auch so schön mal im Mittelpunkt zu stehen.

So schnell kann es gehen. Nun sind wir wieder in Peking und es herrscht fast Alltag. Die Kinder kämpfen noch mit dem Jetlag, aber bald wird alles halbwegs normal sein…“Peking-normal“ halt und wir werden uns gerne an den Sommer erinnern….

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