Der Herbst ist da und der Winter kommt gleich mit

Hallo liebe Leser,

im Augenblick passieren hier, glaube ich, nicht so wahnsinnig spannende Sachen, aber trotzdem schreibe ich mal nieder was in letzter Zeit so los war.

Ein Thema, dass wir derzeit ganz deutlich zu spüren bekommen, ist die plötzlich eingetretene Kälte, die uns leider hier drinnen in der 30. Etage in einer Wohnung mit völlig undichten Fenstern und Türen eiskalt erwischt! Dick eingepackt in mehrere Schichten tritt sofort wieder die passende Camping-Erinnerung in unsere Köpfe, nämlich zelten im September in Dänemark bei 10°C tagsüber. An nachts mag man gar nicht mehr denken. Der einzige der uns immer anstrahlte war unser kleiner Linus. So ungefähr geht es uns jetzt auch. Nordausrichtung, kein Sonnenstrahl schafft es zu uns herein und immer ein Windzug der durch unsere Wohnung von vorn nach hinten fegt. Heute morgen dann der nächste Schock: 1 Grad Celsius und Schnee, der auf dem Golfplatz auch liegen bleibt. Ich weiß nicht, wer uns erzählt hat, dass es in Peking eigentlich nie Schnee gibt. Und so komme ich wieder zu meiner Theorie, da wo ich bin ist wettermäßig alles drin. Aber gut. Die Kutsche hat drei Räder und das Dach habe ich auch schon drauf gezogen. Ich werd also mal wieder Ikea einen Besuch abstatten und noch ein paar Decken besorgen.  Ach so, der Grund für mein Gejammer fehlt ja noch. Dieser ist, dass in Peking die Heizung zentral eingeschaltet wird. Wann, weiß komischerweise auch keiner wirklich. Es hieß Anfang November, nun Mitte und von Ende habe ich auch schon etwas gehört. Wenn es dann einmal soweit ist, werden wir wahrscheinlich erneut im Smog ersticken. Was ist schlimmer, ersticken oder erfrieren? Interessant soll auch sein, dass dann richtig durchgeheizt wird, Regler an den Heizkörpern gibt es nicht, so dass man dann wiederum die Fenster aufreißen muss. Davon träumen wir nun jeden Abend, aber glauben es erst, wenn es dazu kommt….

Erwähnenswert finde ich auch, dass wir nun schon ein halbes Jahr in Peking leben und das besser als gedacht. Auch wahrscheinlich Dank der deutschen Community rund um die Schule fühlen wir uns doch sehr wohl. Lars seine Eltern waren ja auch vor zwei Wochen hier und konnten sich ein Bild von unserem chinesischen Leben machen und ich glaube, sie waren nicht geschockt. Sie haben eine Rundreise gemacht und viele Dinge gesehen, die wir mit den Kindern vielleicht gar nicht schaffen werden anzuschauen. Vor allem das Essen und die Fülle an Sehenswertem hat ihnen sehr gefallen.

Klar, es gibt immer Steigerungsmöglichkeiten. Zwei Jahre lang in einer möblierten Wohnung zu leben hat jetzt nicht so den Wohlfühleffekt! Trotzdem bin ich schon jetzt gespannt, wie der erste Heimaturlaub für uns wird. Es heißt ja, dass wir zurück in ein verändertes Land kehren. Aber Veränderung muss auch nicht immer schlecht sein. Natürlich bedeutet Veränderung auch immer auch Verunsicherung. Davon können wir ein Lied singen! Trotzdem kehren wir natürlich auch an den Ort zurück, an dem wir aufgewachsen sind und auf den wir uns immer wieder freuen. Auch wenn uns München in den letzten Jahren natürlich sehr ans Herz gewachsen ist, weil es einfach ein wunderschöner Ort ist an dem es sich sehr gut leben lässt und der eine gewisse Zufriedenheit ausstrahlt, so haben wir diese kurzen, stressigen Wochenenden mit unseren Freunden und Familien bei Festen und Feiern doch immer sehr genossen. Ich fänd es nun sehr schade, wenn wir „nach Hause“ kommen und eine gewisse Unzufriedenheit zu spüren wäre. Auch wenn ich nach allem was man so hört wirklich etwas verunsichert bin, so freue ich mich trotzdem auf viel Natur, frische Luft und liebe Menschen.

Zum Schluss noch etwas Positives aus unserer neuen Heimat. Die „Ein-Kind-Politik“ wird nach 40 Jahren abgeschafft und in eine „Zwei-Kind-Politik“ umgewandelt. Die Bevölkerung altert, die Geburtenrate ist niedrig und auch die Regelung, dass Familien, in denen ein Elternteil Einzelkind war, zwei Kinder haben dürfen, hat wohl nicht den gewünschten Effekt erzielt. Für Paare die natürlich bis vor Kurzem noch gern zwei Kinder gehabt hätten, aber nun zu alt sind, ist das natürlich eine traurige Nachricht. Es gibt zahlreiche Schicksalsgeschichten. Hohe Strafzahlungen, abgetriebene Kinder, verlorene Jobs. Natürlich muss ich dazu sagen, dass in dem internationalen Umfeld, in dem wir uns bewegen, zahlreiche Familien zwei Kinder haben. Die Schere zwischen arm und reich geht arg weit auseinander. Das Leben ist hier so teuer wie in München. Mieten von umgerechnet über 2.000 Euro, Kindergarten für 1.000 Euro, gute Schulen kosten auch so viel. Die Gehälter der Eltern allein können dies kaum stemmen. Oft wohnen die Großeltern mit in der Wohnung und geben auch noch ihr letztes Erspartes. Und so ist aus vielen Ecken zu hören, dass zwei Kinder hier in der Stadt einfach zu teuer sind. Nichts desto trotz ist es für die Eltern, die sich zwei Kinder wünschen eine tolle Nachricht, die auch mich für sie freuen lässt!

PS: Während ich hier so schreibe, höre ich ein Rauschen aus den Heizkörpern. Sie werden zumindest lauwarm. Ich hoffe, da geht noch mehr!!!

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